Bait (Hebräisch für Haus)
Rachel Kohn (Skulptur) – Oaf Kühnemann (Malerei) – Andrea Morein (Mixed Media)
Ausstellungsdauer: 4. – 26. März 2022
Vernissage: Donnerstag. 3. März 18 – 21 Uhr
Finnisage und Artist Talk: Samstag, 26. März 2022 16 – 19 Uhr
Das Haus ist für mich ein symbolträchtiges Objekt, denn gemeint ist damit nicht die starre Hülle, sondern – als pars pro toto – das Leben selbst, das sich in den Häusern abspielt. Im Symbollexikon als Sinnbild eines „umfriedeten Bereichs“ beschrieben, kann das Haus eine große Ambivalenz in sich tragen. Es bietet Raum für das Leben, kann aber auch jemanden in sich begraben, nicht nur im realen, sondern mehr noch im übertragenen Sinne. Es kommt daher stark auf die Geschichte oder das Schicksal der jeweiligen Bewohner an, in welcher Richtung sich der Bedeutungshorizont des Hauses öffnet. Mal bewusst, mal unbewusst werden hier die eigene Biografie und die persönlichen Erfahrungen inszeniert und in eine universelle Formensprache übersetzt, die wieder für jeden unterschiedlich lesbar ist.
Rachel Kohn ist 1962 in Prag geboren, studierte an der Kunstakademie in München und schloss als Meisterschülerin ab. Studienaustausche brachten sie nach Israel, Bolivien und Mexiko. Sie wurde von der Künstlerförderung Berlin und der Stiftung Zurückgeben gefördert und realisierte zahlreiche Ausstellungen. Ihr Material ist der hochgebrannte Ton, ihre Themen Häuser und andere Gebilde, die als Symbole für Beziehungen, Lebensentwürfe und philosophische Gedanken stehen. Seit 2007 ist sie im Vorstand des Frauenmuseum Berlin, in dem sie sich auch als Kuratorin einbringt. Seit 2020 engagiert sie sich mit der von ihr mitbegründeten Initiative fair share! für mehr Sichtbarkeit von Künstlerinnen.
Simple House ist eine Serie von Malereien, an denen ich in den letzten 3 Jahren gearbeitet habe. Das Bild eines Hauses wurde zu einer Art Balanceakt in Bezug auf andere komplexere narrative Arbeiten, die ich realisiert habe, Dieses Haus zu malen ist ein erholsames Innehalten, ein Loslassen von Sinnfragen in der Kunst. Sie haben alle die gleiche Größe, 40 x 30 cm, gemalt mit Öl auf braunem und grauem Papier. Das Bild eines Hauses ist eine Meditation und Wiederholung in der Malerei, ein Versuch, mit dem Auftragen von Farbe auf der Oberfläche des Papiers sehr direkt und einfach zu sein. Spielen mit den Illusionen von Abflachungen und Dreidimensionalität. Experimentieren mit Farbe und Nuancen. Die Wiederholung dieser Form und dieses Bildes sind eine Art Hoffnung innerhalb des Malaktes, ein einfaches Haus zu finden.
Olaf Kühnemann lebt seit 2009 als Maler in Berlin und arbeitet als Künstler zwischen Berlin und Tel Aviv. Studierte bei Künstler Zvi Lachman in Israel und ist Absolvent der New York Studio School und der Parsons School of Design (1991-1994, MFA) NY USA. Er ist Empfänger des Tel-Aviv Museum Isracard Prize. 2008 und wurde 2014 in die Juroren-Auswahl für das Buch „100 Painters of Tomorrow“ aufgenommen. Kühnemann ist außerdem Creative Director des im Januar 2021 gegründeten Künstlerstipendienprogramms LABA Berlin.
Bait hat für mich einen anderen Klang, ein anderes Gefühl, als das deutsche Wort Haus. Bait ist dort, wo es einen sicheren Ort gibt – vermeintlich.
Dort, wo ich ein Recht habe zu leben – dort wo ich Nachbarn habe, mit denen ich in Frieden lebe – vermeintlich.
Ist mein Haus auch Dein Haus? Wessen Haus war das, bevor es meines wurde?
In Berlin frage ich, wer waren die vorigen Bewohner (Nazis, Juden?)
In Israel frage ich, wessen Haus war das und wer lebt da jetzt?
Beit Israel. Haus Israel: Ein Versprechen, gebaut auf Sand. Ein Sehnen, dass sich in meine DNA eingenistet hat und mir vorgaukelt, was ich glauben möchte: Frieden sei möglich. Eine Tür, die ich finden möchte, um einzutreten in unser Haus.
Andrea Morein, geboren 1950 in Wien, zurück in Berlin nach Stationen in Tel Aviv, Java, Amsterdam & Köln. Interdisziplinäre Künstlerin & Kuratorin mit den Schwerpunkten Embodied Arts, Collage, Fotografie, gestischem Zeichnen. Sie untersucht, wie die persönliche Erfahrung der eigenen Geschichte erweitert & in ein größeres Gefühl von Gemeinschaft und Geschichtlichkeit eingebettet werden kann. Ein weiterer Aspekt ihrer künstlerischen Praxis ist die visuelle Transkription von literarischen Texten sowie die Erforschung des Verbundenen in räumlichen Beziehungen.
Ausstellungstätigkeit seit 1997, u.a. Jüdisches Museum Wien, Kunstmuseum Bochum, Römisch-Germanisches Museum, Köln, Kibbutz Gallery & Artists House Tel Aviv, Museolaboratorio, Citta S. Angelo, Frauenmuseum Bonn. Gründung des Showrooms ODALISQUE, Berlin 2020.
2021 u.a. Kuration und Beteiligung an Gruppenausstellung ‚M-bodi-ment-A‘ im Projektraum des Deutschen Künstlerbundes, Berlin.