Odalisque Variations – or Doing Nothing in Public
Performance Project mit Bernhard Schneider, Abi Tariq, Bettina Tornau
kuratiert und begleitet von Andrea Morein
Samstag, 24. September 2022, 20 Uhr
Das Projekt untersucht den betrachtenden Blick auf eine auf einer Chaiselongue ruhenden Frau in Anlehnung an die bildlichen Darstellungen von Odalisken in der Malerei des 19. Jahrhunderts von Ingres, Delacroix - und in einer späteren Weiterentwicklung auch von Matisse. Die liegende „orientalische“ Frau lässt den Blick des Malers zu, ohne ihn direkt zu erwidern. Man könnte sagen, sie reagiert nicht auf den männlichen Blick. Sie lädt damit unbeabsichtigt (?) den Blick des Verweilens ein.
Wie gehen PerformerInnen heute mit diesem „Vermächtnis“ um? Welche Fragen stellen sich aus heutiger Sicht bei einer Performance des Nichtstuns? Wie verstößt dies gegen die vorherrschende Tendenz und den gesellschaftlichen Druck des ständigen „Beschäftigtseins“ … Das „Nichtstun“ in der Öffentlichkeit ist eine Herausforderung für die PerformerInnen selbst, aber vielleicht mehr noch für die Zuschauer … In Odalisque Variations werden die PerformerInnen zum Subjekt der Beobachtung und gleichzeitig betrachten sie sich darin auch selbst...
Das wirft die Frage auf, was sich verändert, wenn wir beobachtet werden. Die Quantenphysik hat gezeigt, dass sich alle Phänomene verändern, wenn man sie von außen betrachtet. Dieses Phänomen hat auch die Performance-Kunst wesentlich beeinflußt. Auch in Gruppen- und Heilungsprozessen ist „Witnessing“ in den letzten Jahren zu einem wichtigen Erfahrungsfeld geworden.
Ein weiterer Aspekt ist die „Spiegelwirkung“ von gesehen werden und Sehen und deren Wechselwirkung im Raum.
Letztlich hinterfragt das Projekt auch Begriffe wie „Orientalismus“, das „Exotische“, das „Andere“ in der Verkörperung der weiblichen Figur, gesehen durch die Augen der weißen männlichen Kultur. In Odalisque Variations kann der /die Performer/in männlich oder weiblich oder einer anderen Genderdefinition angehören… passiv oder nachdenklich – exponiert oder introvertiert sein...wesentlich ist es sich dem Moment hinzugeben.
Odalisque Variations ist Teil des Forschungsprojekts der Künstlerin/Kuratorin Andrea Morein darüber, wie künstlerischer Ausdruck aus einer verkörperten Perspektive entsteht; sich im kreativen Akt als kontemplativer, intimer Raum manifestiert, der von der Quelle des Nicht-Tuns genährt wird.
Andrea Morein
Bernard Schneider
Heilpraktiker, Ausbilder und Therapeut in der Perzeptiven Pädagogik nach Danis Bois. Seit über 20 Jahren praktizierender Osteopath in Berlin. Meditationslehrer. Erforscher des Lebendigen; kontinuierliches Studium der Philosophie und Theologie.
Abi Tariq
in Pakistan geboren; lebt und arbeitet in Paris. Er konfrontiert Fragen von Macht, Privilegien, Verwundbarkeit und sozialer Erwartung mit seiner konzeptionellen Performancepraxis. Seit 2014 arbeitet er mit der australischen Künstlerin Honi Ryan an dem Performanceprojekt ‚Silent Dinners‘ und ist Koordinator bei AFIELD, einem internationalen ‚cultural changemaker‘ Netzwerk.
Bettina Tornau
hat als zeitgenössische Tänzerin und Choreografin gearbeitet. Ausgebildet am EuropeanDanceDevelopmentCenter (Niederlande) hat sie jahrelang über Bewusstsein in Bewegung bei dem buddhistischen Lehrer Suprapto Suriyodarmo gelernt und geforscht. Inzwischen unterrichtet sie überwiegend Kinder im Kreativen Tanz und beschäftigt sich neben ihrer Praxis als Coach mit energetischer Heilarbeit und Schamanismus.